mein beitrag im zeitforum zum thema "ohne polen"
Verfasst von hinterwald am Mi, 20/06/2007 - 03:11.
wer stellt den bitteshön polen an den pranger?
die deutschen medien haben keinerlei interesse daran, an den polen ihr mütchen zu kühlen. das verbietet schon die geschichte und das seit jahrzehnten erkennbar bemühen deutschlands, einen ausgleich mit den ländern zu finden, die es in finsteren zeiten als "erzfeind" betrachtet hat.
ob das jetzt der von lipstrullalla beklagte kniefall von willy brandt in warschau war, die östverträge, der einsatz deutscher kanzler für die mitgliedschaft polens in der EU, das zudrücken von vier augen als es um die maastricht-kriterien ging ... die kette ist lang.
aber sie ist nichts wert, wenn eine revanchistische koalition in polen sich nur mit dem ausschnitt der vergangenheit auseinandersetzen will, der in ihr kleinkariertes weltbild passt.
in der ersten klasse hat mir einer einen witz erzählt von einem mann, der zum psychiater kommt und beklagt, daß er überall "nur nackte weiber" sieht. der arzt zeichnet eine linie - der mann sieht nackte frauen. er zeichnet einen kreis - wieder nur nackte frauen. den rest von dem witz kennst du wahrscheinlich auch: der arzt sagt "sie haben aber eine verdorbene phantasie" und der mann antwortet: "wer hat den ganzen schweinkram denn gezeichnet".
für mich sieht der mann heute aus wie die knollenbrüder.
was wir auch täten, es wäre egal. wir als EU reden mit verstockten und unbelehrbaren revanchisten, die weder zuhören noch verstehen. die wollen sich durchsetzen. auf biegen und brechen.
nicht wir stellen polen an den pranger, das tut die polnische regierung, getrieben von innerkoalitionären rankünen.
wie soll man damit umgehen?
uns fragen, was _wir_ falsch machen?
deine drei "fehler" in der konstruktion kann ich nicht teilen. europa wird so gross, wie es werden kann. ich sehe keinen grund dafür, nicht irgendwann mit dem libanon, israel, generell mit allen mittelmeeranrainer über eine mitgliedschaft zu verhandeln - warum nicht? historisch gesehen waren sie alle teil des imperium romanum, ich kann nicht sehen, warum nicht irgendwann in einer fernen zukunft, europa nicht nur ein club hochnäsiger exklusivisten mit der "richtigen religion" sein soll. die mitgliedschaft griechenlands als des landes, auf dem unsere europäische zivilisation fusst, war zwingend.
und daß schließlich eine sich im entstehen begriffene idee nicht von vornerherein die grenzen steckt, weil mal wieder ein tausendjähriger plan alles für alle zukunft geregelt haben muss, bevor man sie denkt, halte ich nicht für einen fehler. ich würde es eher für einen halten, am anfang schon die grenzen zu denken.
wie auch immer: es gibt sicher eine menge dinge, die mir persönlich an europa nicht gefallen. noch weniger habe ich gefallen an der verfassung, die bis dato existiert. eigentlich müsste ich diesen polnischen revanchisten dankbar sein für ihre aufmüpfigkeit.
ich bin es aber ganz und gar nicht, weil sie dieses geschäft nicht mit ratio betreiben. die revanchistischen narreteien bis hin zum idiotischsten satz, den ich zeitlebens gehört habe ("für die quadratwurzel sterben") läßt mich eher fragen, ob diese herrschaften wirklich verstanden haben, was europa ist: ein neuanfang auf leichenbergen. die "logik" der knollenbrüder führte uns genau da wieder hin: nationalismus, "kampf", mißgunst, neid, alte rechnungen, die zurückgehen bis auf die deutschordenritter. im grunde ist die englische haltung von der selben blasiert kleinkarierten dummheit.
diese dummheit ist beschämend für die polen, die sich diese grottenolme zu ihren vertretern gewählt haben, und wenn die herren am wochenende ihr blatt überreizt haben, wird eben aus dem scherbenhaufen ein europa der zwei geschwindigkeiten entstehen, na und? dann sind die polen halt wirklich für die dummheit ihrer selbst gewählten vertreter "gestorben" und deutschland wird nicht weiter dafür bezahlen, daß man sich von intellektuellen gartenzwergen bespucken lässt.
wenn "mama merkel" am wochenende an die wand klatscht, ist das so okay wie sarko's nasenstüber am sonntag, davon geht die welt nicht unter, auch wenn gerade der spargel aus st pauli gerne so tut als sei das das ende der welt.
der beobachter am rande des geschehens wird sich aber dennoch fragen, warum es uns deutschen gelungen ist, mit den belgiern, den luxembourgern vor allem aber den franzosen eine kultur des miteinander zu entwickeln, nicht aber mit polen. vielleicht, weil die franzosen das _wollten_ und sich die polen offensichtlich mit händen und füssen sträuben, teil der moderne zu sein und lieber an abgekauten knochen rumnagen wollen.
offensichtlich war polen doch noch nicht reif für die EU. sie wegen unseres schlechten gewissens in die EU getragen zu haben ein schwerer fehler. wir dachten, wir hätten es mit den riesen zu tun, die "solidarnoc" gegründet haben.
statt dessen haben wir es mit diesen gartenzwergen zu schaffen, die schon walesa für "zu schwach" hielt und deshalb ins dritte glied zurückschickte. heute ist diese dritte reihe vorne, so wie bei uns geistegrößen wie münte, wiefelspütz und profalla in die erste reihe geschafft haben. so hat halt jeder die regierung, die er verdient.
zwerge auf den schultern von riesen ...
der einzige wirkliche europäer, den ich noch erkennen kann, das ist jean claude juncker. und der ist auch nicht gerade begeistert von dem narrenspiel, daß die polen sich gerade abhalten.